Neue Helvetica steht TED ziemlich gut.

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TED.com ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die oft kritisierten Merkmale von Helvetica zum Erfolgsfaktor werden können.
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Für die erste Neugestaltung der TED-Website nach sieben Jahren wählte das Unternehmen Neue Helvetica als die „ideale Schrift“ für die Vermittlung von Ideen, die es wert sind, weitverbreitet zu werden.

Alles begann mit einer rund sechsmonatigen Recherche, bei der eine umfangreiche Sammlung von E-Mails durchforstet wurde, die TED als Feedback zur Website erhalten hatte. Parallel dazu fand eine detaillierte Umfrage unter den angemeldeten Besuchern statt. Insgesamt dauerte die Überarbeitung etwa ein Jahr, wobei TED die Entwicklungsstufen des Prozesses in seinem Blog dokumentierte. „Wir haben mit vielen Menschen in unserer Community gesprochen: Organisatoren, Übersetzern, Sprecherinnen und Sprechern, Besuchern und begeisterten TED.com-Fans. Wir nutzten die Community, um während des gesamten Designprozesses Tests durchzuführen“, erklärte Thaniya Keereepart, Leiterin Produkt bei TED. Aus dieser intensiven Zusammenarbeit mit der Gemeinde ergab sich eine Übereinstimmung mit den Zielen des Teams: einen neutralen, aktualisierten Raum zu schaffen, der die Inhalte einrahmt, ohne sie zu beeinträchtigen. Von Anfang an war klar, dass das Design der Website eher als Präsentator denn als Stilmittel funktionieren muss.

Von Anfang an war klar, dass das Design der Website eher als Präsentator denn als Stilmittel funktionieren muss.

Das Team musste anerkennen, dass in der Vergangenheit der Konferenzteil auf der TED-Website in Bezug auf Funktion und Design allem anderen voraus war. Der Relaunch war nun die Gelegenheit, die Qualitätslücke zu schließen. „Wir haben uns mit einer Kombination von Schriften begnügt, die der Marke TED nicht gerecht wurde. Also wollten wir sicherstellen, dass wir mit allem, was auf den Konferenzseiten passiert, gleichziehen. Das war eines der Merkmale, die wir beibehielten. Und das spricht für die Qualität der ästhetischen Basis, an der wir nicht rütteln wollten“, sagte Aaron Weyenberg, der leitende UX-Designer des Teams.

TED.com ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die oft kritisierten Merkmale der Helvetica zum Erfolgsfaktor werden können.

Eines dieser Kernelemente ist die Schrift. Von Anfang an haben die TED-Konferenzen in ihrer Kommunikation und beim Branding auf Helvetica® gesetzt, wobei das ursprüngliche TED-Logo aus der Neuen Helvetica® gebaut ist. Die üblichen Kritikpunkte gegenüber Helvetica sind im Fall von TED echte Vorteile. „Alle vermeintlichen Schwächen von Helvetica sind meiner Meinung nach eine Stärke. Zum Beispiel, dass sie ‚neutral‘ sei. Doch für uns ist das eine tolle Eigenschaft, weil sich die Schrift nicht den Themen der Redner in den Weg stellt, die wir zu Stars machen wollen.“ betont Aaron. TED hat großen Respekt vor der Schrift: „Helvetica ist eine exquisite Schrift, egal wie allgegenwärtig, gewöhnlich und langweilig manche Leute sie finden. Sie ist perfekt gestaltet.“

Es ist die Fähigkeit von Helvetica, sich zurückzunehmen, die sie für TED so interessant machte. Und Aaron erläutert: „Helvetica ist eine zurückhaltende Schrift. Und wenn wir darüber nachdenken, was wir mit TED erreichen wollen – nämlich ein Archiv von Ideen zu schaffen –, dann wollen wir nicht trendy sein. Wir wollen, dass es sich zeitlos anfühlt.“ Aaron führt weiter aus, dass die Fotos, Videos und Poster von TED zwar stark sind, die Typografie der Website dagegen ruhig. „Der Inhalt kann ein wenig funktionaler werden“, sagt er. „Die Schriftpalette, die wir jetzt einsetzen, ermöglicht uns verschiedene Stimmen zu erzeugen, von Lehrtexten über Informationstexte bis hin zu Untertiteln. Sie gibt uns Flexibilität, ohne aufdringlich zu werden.“ Helvetica lässt auch Raum und Toleranz für andere Arten von Ästhetik und erlaubt dem TED-Team ein gewisses Maß an Experimentierfreude.

In Zusammenarbeit mit der Kreativagentur Huge, die TED bei diesem Projekt begleitete, testete das Team verschiedene Strichstärken und Zeilenabstände, um sicherzustellen, dass die Schrift für alle Inhaltsvarianten der Website geeignet ist. Unter den redaktionellen Anforderungen finden sich knifflige Punkte, wie beispielsweise die Länge von Sprechernamen und Vortragstiteln. „Die Feinheiten, wie wir Kursive, Headlines und dergleichen behandeln, ändern sich mit der Zeit. Aber wir weichen eigentlich nie von Helvetica ab“, sagt Aaron. Eine weitere Herausforderung bestand in der Vielzahl der Sprachen, mit denen TED arbeitet. Daher war die umfangreiche Sprachunterstützung von Helvetica ebenfalls ein entscheidender Faktor.

Die neue TED.com ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die oft kritisierten Eigenschaften von Helvetica zu essenziellen Anforderungen werden können. In einer Situation, in der das Design zwar eine untergeordnete, aber dennoch wichtige Rolle spielen muss, kann Helvetica ihre Stärken ausspielen. „Wir sind nicht wirklich ein Design-Unternehmen“, so Aaron Weyenberg, „wir sind ein Ideen-Unternehmen. Für uns steht das Design also im Dienste der Ideen. Bei uns dreht sich alles um Kommunikation.“