Creative Characters S2 E11: Ximena Amaya über die Rolle des Designs in Kommunikation, Architektur und Protest.
Ximena Amaya.
Im Podcast Creative Characters sprechen wir mit kreativen Menschen, die an der Schnittstelle zwischen Schrift und Kommunikation arbeiten. Sie können die aktuelle Episode ganz unten auf dieser Seite starten, oder auf Apple, Spotify, Google Podcasts, oder überall, wo gute Podcasts angeboten werden.
Diese Woche unterhalten wir uns mit Ximena Amaya, die aus Mexiko City kommt und gerade ihr Studium am ArtCenter in Pasadena (Kalifornien) abgeschlossen hat. Kadley Gosselin, Senior Content Strategist bei Monotype, spricht mit Ximena über ihren Weg zum Designstudium, über ihren Wunsch, Typografie als Instrument des Protests zu nutzen, und über ihre Ausstellungsarbeit für das Neue-Technologien-Projekt als Praktikantin bei Pentagram.
Henne oder Ei.
Ximena stammt aus einem kreativen Haushalt in Mexiko City, wo ihr die Liebe zum Design in die Wiege gelegt wurde: Ihre Mutter arbeitet als Grafikdesignerin, ihr Vater ist Architekt.
„Wir scherzen oft darüber, dass sie mich zum Grafikdesign gezwungen haben. Es gab praktisch keine Fluchtmöglichkeit für mich: Meine Mutter gab mir immer ihre abgelegten MacBooks zum Spielen, auf denen ich mit Freehand rummachte. So verbrachte ich meine Freizeit als Kind.“
Obwohl Ximena schon früh mit Design in Berührung kam, entschied sie sich erst nach einem Studienaufenthalt am CENTRO in Mexiko und einem Umzug nach Barcelona für ein Studium am ArtCenter in Pasadena. Es war einfach eine der wenigen Schulen, die noch Bewerbungen annahmen, während in Mexiko und Barcelona die Bewerbungsfristen bereits abgelaufen waren.
„Am Ende stellte sich das Studium als sehr organischer Prozess heraus, weil ich die Qualität der Hochschule erkannte und wie großartig sie ist. Aber ich bin tatsächlich durch Zufall dort gelandet. Es ist schön, sich später daran zu erinnern, dass manchmal die besten Dinge einfach so passieren.“
Getrennt und doch zusammen.
Für viele Studierenden war es – milde formuliert – eine echte Herausforderung, sich auf das Lernen während einer globalen Pandemie einzustellen. Ximena vermisste die Begegnungen und die persönliche Zusammenarbeit mit Kommilitoninnen und Kommilitonen sowie Professorinnen und Professoren. Aber es gab auch Lichtblicke.
„Paradoxerweise war die Situation einerseits isolierend, aber sie öffnete uns auch die Welt, weil jeder verfügbar war. Das ArtCenter hat eine Online-Vortragsreihe mit Designern aus der ganzen Welt ins Leben gerufen, zu denen wir früher keinen Zugang gehabt hätten, weil sie aus finanziellen und terminlichen Gründen nicht nach LA für einen Vortrag gekommen wären. Nun konnten sie es von ihrem Wohnzimmer oder ihrem Büro aus tun, und das war großartig.“
Kein Wunder, dass sich eines von Ximenas Lieblingsprojekten mit der Suche nach neuen Möglichkeiten befasste, miteinander in Kontakt zu treten, während man räumlich voneinander getrennt ist. Sie sammelte Tonaufnahmen von Freunden und Familienmitgliedern aus verschiedenen Teilen der Welt und wandelte sie mithilfe der FFT-Verarbeitung (Fast Fourier Transformation) in Bilder um. Die Ergebnisse sind in einem Buch festgehalten, das beim Hören der Audiodateien gelesen werden soll. Einige Inhalte der Clips: ein Gebetsruf in Tel Aviv, ein Vogel in Tijuana und Gespräche mit Freunden.
Die Rolle der Kommunikation im Design – und umgekehrt.
Auf die Frage, worauf sie ihre Designfähigkeiten am liebsten fokussieren möchte, antwortet Ximena: die Schrift als Kommunikationsmittel. Im weiteren Verlauf hatte sie die Gelegenheit, ihre Forschung als Stipendiatin zu vertiefen, und die Arbeit von fünf hispanischen Frauen am Hoffmitz Milken Center for Typography (HMCT) des ArtCenter im Rahmen des Typographer-in-Residence-Programms zu dokumentieren.
„Es gab vier Projekte, die sich sehr unterschiedlichen Themen widmeten. Eines wurde von Tipas Type durchgeführt, die eine Schrift untersuchten, die dank ihrer Konstruktion den Prozess des Lesenlernens unterstützen kann. Sie führten eine Feldstudie in Mexiko mit den amtlichen Büchern des Bildungsministeriums durch, was für mich persönlich sehr interessant war, da ich diese Bücher als Schülerin selbst benutzt habe.“
Der Katalog, der die Forschungsarbeiten dokumentiert, soll im September veröffentlicht werden; mehr dazu erfahren Sie hier.
Während sich Ximena auf ihren Abschluss und den Eintritt ins Berufsleben vorbereitete, nahm sie an weiteren Projekten teil, unter anderem als Praktikantin bei Pentagram, wo sie eine Ausstellung mitgestaltete, die in Reset: Towards New Commons im Center for Architecture in New York City zu sehen war.
Vielen Dank fürs Einschalten! Mehr von Ximena Amayas Arbeiten finden Sie unter ximena.works.
Mehr über die von ihr dokumentierte Forschung erfahren Sie unter hmctartcenter.org/programs/mujeres-hispanas-y-tipografia/.
Um ihre Arbeit persönlich zu sehen, besuchen Sie Reset: Towards a New Commons, zu sehen im Center for Architecture in New York City bis zum 3. September 2022.