Creative Characters S2 E14: Holly Fraser: Mit einer zielgerichteten Marke den Oscar und Aufmerksamkeit gewinnen.
Holly Fraser.
Im Podcast Creative Characters sprechen wir mit kreativen Menschen, die an der Schnittstelle zwischen Schrift und Kommunikation arbeiten. Sie können die aktuelle Episode ganz unten auf dieser Seite starten, oder auf Apple, Spotify, Google Podcasts, oder überall, wo gute Podcasts angeboten werden.
Heute begrüßen wir Holly Fraser, Chefredakteurin von WePresent, der digitalen Kunstplattform von WeTransfer, die mit über 1.000 Kreativen aus 100 Ländern zusammenarbeitet. Holly gehörte zu dem Team, das den 2022 mit einem Oscar für den besten Live-Action-Kurzfilm ausgezeichneten Beitrag The Long Goodbye von Riz Ahmed und Aneil Karia in Auftrag gab. Starten Sie unseren Podcast und erfahren Sie, was einen erfolgreichen Film ausmacht, wie man sich inspirieren lassen kann und warum die Kreativbranche mehr Vielfalt braucht.
Der Weg vom Verlag zum Film.
Nach zehn Jahren Berufserfahrung als Journalistin in der Zeitschriftenwelt wechselte Holly in die Produktion von Kurzfilmen. Wenig später wurde sie Chefredakteurin bei WePresent, der digitalen Kunstplattform von WeTransfer. WeTransfer, eine Marke, die vor allem durch ihren File-Sharing-Service weltweit bekannt ist, hat sich in Fachkreisen auch einen Namen durch ihre kuratierte Künstler-Plattform gemacht, sowie eine wachsende Sammlung von Auftragsmagazinen, Büchern und Kurzfilmen in Auftrag gegeben.
Im September 2022 rief WeTransfer seine erste Stiftung ins Leben, die jährlich 1 Prozent des Unternehmensgewinns in Form verschiedener Stipendien an Kreative ausschüttet. Die Supporting Act Foundation wurde vor allem entwickelt, um aufstrebenden Kreativen beim Start ihrer Karrieren zu unterstützen. „Ich sage bewusst ‚aufstrebend‘ und nicht ‚jung‘, weil ich der Ansicht bin, dass man in jedem Alter eine kreative Schöpferin oder ein kreativer Schöpfer werden kann.“
Wie man preisverdächtige Filme erkennt.
Das Projekt, das die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, war der Film „The Long Goodbye“, eine Auseinandersetzung mit dem Rassismus in Großbritannien. Der von Riz Ahmed und Aneil Karia gedrehte Film hat eine starke Geschichte und wurde sowohl von der Academy als auch dem britischen Unterhaus ausgezeichnet.
Angesichts dieses Erfolgs wurde Holly immer wieder die Frage gestellt: „Woher wissen Sie, welche Filme Hitpotenzial haben?“ Sie antwortet dann meist, dass es auf das Bauchgefühl ankomme.
„Als wir das Exposé sahen, das Riz und der Regisseur Aneil Karia zusammengestellt hatten, war das einer dieser Momente, in denen einen der Blitz trifft. Ich wusste sofort, dass es eine wichtige Geschichte sein wird.“
Für Holly war das Entscheidende an dem Filmprojekt, etwas zu schaffen, das beim Publikum Anklang findet und gleichzeitig ein starkes Gemeinschaftsgefühl hervorruft.
„Für uns war das Projekt zu keinem Zeitpunkt ein Risiko. Wenn wir mit einem Filmemacher, einem Künstler, zusammenarbeiten, den wir bewundern, dann sind wir mit ganzem Herzen bei der Sache. Es geht in erster Linie um die Vision des Künstlers. Wir müssen sicherzustellen, dass das, was er sagen möchte, stets im Vordergrund steht und dass wir diese Vision uneingeschränkt respektieren.“
Kreativität im Geschäftsleben.
Ein wichtiger Teil der Arbeit in der Kreativbranche ist das Verständnis für die globale Wirkung, die man durch verschiedene Medien erzielen kann. Kunst kann ein Instrument des Protests sein, und Filme können eine Kraft entfalten, dass sich Gesetze ändern.
„Ich denke, dass Kreativität in Unternehmen oft als ‚nice to have‘ angesehen wird. Oder dass Investitionen in Kunst als Geldanlage verbucht werden, die den guten Ruf steigert. Tatsächlich sollte das kulturelle Engagement eine tragende Säule im Unternehmen sein, die dafür sorgt, dass die Zukunft der Firma glaubwürdig und repräsentativ wird.
Holly betont, wie wichtig es sei, dass Kreativität eine allumfassende Aufgabe ist und nicht nur für einige wenige. Sie glaubt, dass es in der kreativen Welt nie genug Stimmen und Perspektiven geben kann.
„Wir müssen uns von der Vorstellung lösen, dass Kreativität eine elitäre Beschäftigung ist. Je mehr Unternehmen in diesen Bereich investieren, damit die nächste Generation von Meinungsführern in der Wirtschaft vielfältiger wird, umso besser.“
Den Funken der Inspiration bewahren.
Um die Funken der Kreativität am Leben zu erhalten, nimmt sich Holly ausreichend Zeit für Museums- und Kinobesuche. Sie findet, dass es heute etwas Besonderes ist, abzuschalten und sich ganz in etwas zu vertiefen.
„Wenn wir über das Medium an sich sprechen, muss ich sagen, dass der Film für mich die größte kreative Erfüllung darstellt. Ich bin besessen vom Produktions- und Kostümdesign und den verschiedenen Epochen, und ich finde es unglaublich, wie das im Film transportiert werden kann.“
Holly achtet auch darauf, kreative Zeitfenster in ihre Arbeitswoche einzubauen, sei es in Form eines monatlichen Kuratorentreffens oder eines dreitägigen Hackathons.
Diversität ist eine Frage der Infrastruktur.
Wenn es darum geht, die Vielfalt in der Kunst zu erhöhen, ist eine der großen Herausforderungen die fehlende Infrastruktur in weniger kreativ entwickelten Städten und Räumen. Zusätzliche Ressourcen würden es mehr Kreativen ermöglichen, ihre Stimmen und ihre Arbeit zu Gehör zu bringen. Holly Fraser hofft, dass die Kreativität auch weiterhin ein inklusiver Raum sein kann.
„Aufgrund der Art und Weise, wie jeder heutzutage sein Leben lebt – mithilfe von Technologie, sozialen Medien und Telefonen – landen wir nicht selten in unseren eigenen Echokammern. Ich denke, je mehr Stimmen und Perspektiven wir zu kreativen Themen zusammentragen, desto runder wird unsere Sicht auf die Kreativbranche und auch auf die Welt.“
Danke fürs Einschalten! Den 2022 mit dem Oscar für den besten Live-Action-Kurzfilm ausgezeichneten Film „The Long Goodbye“ von Riz Ahmed und Aneil Karia können Sie auf YouTube ansehen. Weitere kreative Geschichten finden Sie bei WePresent.